FAZ-Net: Osteuropa
Börse Bulgarien mit Vollgas auf Höhenflug
 
05. August 2003 

Richtig zur Sache geht es derzeit am hierzulande noch wenig beachteten bulgarischen Aktienmarkt. Alleine seit Ende Juli ist der Aktienindex Sofix von rund 290 auf 345 Punkte, und damit um fast 19 Prozent gestiegen.

Unsere früheren Hinweise (siehe Links) vom Februar und vom Mai auf die günstigen Kursaussichten an diesem Markt haben sich somit bezahlt gemacht. Denn seitdem belaufen sich die Zuwächse auf 63 Prozent und 41 Prozent. Noch besser sieht es langfristig aus.
Zur Erinnerung: Erst im April 2001 hat der im Oktober 2000 zu 100 Punkten an den Start gegangene Sofix die Marke von 100 Punkten nachhaltig hinter sich gelassen und befindet sich seitdem unterbrochen von gelegentlichen Verschnaufpausen auf dem Weg nach oben.

Markt noch immer günstig bewertet

Angesichts dieser Kursbewegungen war es an der Zeit, wieder einmal bei Stefan Laxhuber, Herausgeber des Börsenbriefes „Der Ostinvestor“, nach den Gründen für diese Aufwärtsentwicklung zu fragen. Dabei stellt sich heraus, dass der Bulgarien-Experte noch immer von dem Markt überzeugt ist, wobei sich an den Gründen für seinen Optimismus nichts wesentliches geändert hat.
In erster Linie pocht er auf die Unterbewertung bulgarischer Aktien. Diese würden im Zuge der Rückbesinnung der Anleger auf werthaltige Titel mehr und mehr entdeckt. Zumal EU-Beitrittskandidaten der zweiten Welle wie Bulgarien auch volkswirtschaftlich immer mehr Fortschritte vermelden könnten. Dies zeige sich auch an den fortgesetzten Hochstufungen der Kreditwürdigkeit durch die Ratingagenturen, was als Vertrauenssignal wiederum das Interesse der Marktteilnehmer verstärke.

Comdirect Bank so teuer wie der bulgarische Aktienmarkt insgesamt

Natürlich verhehlt Laxhuber nicht, dass der Markt nach den zuletzt starken Avancen demnächst auch wieder einmal den Rückwärtsgang einlegen kann und wird. „Die Kurse werden ausatmen und das vielleicht sogar heftig“, räumt er ein. Gleichzeitig bleibt er langfristig aber ausgesprochen zuversichtlich. Als Größenordnung, wohin die Reise gehen kann, nennt er eine Verzehnfachung des Kursniveaus in den nächsten zehn Jahren.
Zur Begründung verweist er auf das mit rund vier immer noch sehr niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnis des Gesamtmarktes. Das spiegele sich auch an der Marktkapitalisierung von lediglich rund einer Milliarde Euro wieder. Die Bulgartabak Holding als größter Einzelwert bringt es dabei nur auf 100 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die im SDax notierte Comdirect Bank-Aktie ist mit ebenfalls einer Milliarde Euro ungefähr genauso hoch bewertet wie der bulgarische Aktienmarkt insgesamt.

Einige Titel glänzen mit sehr hoher Dividendenrendite

Das lässt natürlich Kursspielraum nach oben, und zwar speziell für den Fall, dass sich der langfristig angestrebte EU-Beitritt tatsächlich materialisiert. Verlockend an bulgarischen Aktien ist zudem eine mitunter unglaublich hohe Dividendenrendite. So kommt die Hotelkette Sunny Beach ungefähr auf eine Dividendenrendite von 20 Prozent, wobei zudem die liquiden Mittel die Marktkapitalisierung von rund 40 Millionen bulgarische Lev rund um das Doppelte übersteigen.
Allerdings ist hier zu bedenken, dass sich die Gesellschaft derzeit praktisch in Auflösung befindet, da sich das Management vom operativen Geschäft trennen will. Laut Laxhuber liegen alle Aktiva zusammen aber deutlich über dem aktuellen Aktienkurs.
Langfristig auch operativ interessant sind mit der Hotelkette Albena, dem Pharmakonzern Sopharma und der Tabakgesellschaft Blagoevgrad die drei größten Einzelfavoriten von Laxhuber. Bei allen diesen Werten verspricht sich der Bulgarien-Experte noch gehöriges Kurspotential.

Eigeninitiative ist gefragt

Chancen wie diese bekommen Anleger aber an den Finanzmärkten nicht geschenkt. Wer sich für bulgarische Aktien interessiert, muss mit vermutlich volatilen Ausschlägen und einer noch relativ geringen Transparenz leben.
Zudem kommt hinzu, dass man diese Werte nicht direkt in Deutschland handeln kann. Am sinnvollsten erscheint ein Konto vor Ort, aber das lässt sich mit etwas Eigeninitiative auch telefonisch von hier aus eröffnen. Geeignet ist dies aber nur für erfahrene Anleger, die auch bereit sind, sich auf dem Laufenden zu halten.


Text: @JüB